2013 ist der Mann, als er die hier geschilderten Episoden aus seiner Kindheit aufschreibt, 58 Jahre alt. Die kurzen, verdichteten Geschichten werfen, wie für Augenblicke eingeschaltete Scheinwerfer, helles Licht auf unvergessene Erlebnisse und Erfahrungen aus den ersten acht Lebensjahren. Der Junge wird in eine bürgerliche Familie hinein geboren, die in der DDR lebt und die – unverständlich für das Kind – aus diesem Staat flüchtet. In der Bundesrepublik beginnt ein zunächst mühevolles, sehr bescheidenes Leben, in dem die beiden Söhne denn doch unbekümmert aufwachsen. So öffnen die Episoden nicht nur Blicke auf die politischen und wirtschaftlichen Umstände, die das Leben der Familie in jenen Kinderjahren bestimmten. Sondern sie erzählen auch von komischen oder abenteuerlichen Vorfällen des Alltags, die sich dem Gedächtnis eingeprägt haben. Erst in der Erinnerung, in der sich der Schreibende bewusst macht, wie bereits sein junges Leben mit der Zeitgeschichte verwoben war, erhellen sich die persönliche Bedeutung und auch die allgemeinere Signifikanz des Erlebten. Egbert V .F. Erbe
Der Besuch von J. F. Kennedy jährte sich am 25.6.2013 zum fünfzigsten mal. In dem Büchlein wird unter anderem geschildert wie ein sieben Jähriger die Amerikaner und den Besuch des amerikanischen Präsidenten empfand.
Das Büchlein mit 71 Seiten hochwertigem Druck, kartoniert, kaschiert, Umschlag hochglänzend kann zu einem Preis von 10,00 € (einschließlich Versandkosten innerhalb Deutschlands) bestellt werden unter der Email-Adresse: FriedrichWassermann@t-online.de Nach Eingang Ihrer Bestellung erhalten Sie das Büchlein mit Rechnung zugeschickt.
Hier das Inhaltsverzeichnis:
"Chocolate for me?" Die frühen Jahre der Kindheit des Friedrich Wassermann 1955 - 1963
Pittsburgh an Lake Erie Railroad Co. Seite 9
Am Aschekasten Seite 13
Der Vertrag Seite 17
Die Schlacht von Göteborg Seite 21
Frohes Osterfest Seite 29
Der Anruf Seite 35
Hochzeitstag Seite 41
Auf dem Schloss Seite 47
Im Wald Seite 53
Hörschelmanns Lieschen Seite 61
"Chocolate for me? Seite 67
Kurzbiographie Seite 71
und noch eine Leseprobe des ersten Kapitels:
Pittsburgh and Lake Erie Railroad Co.
An jenem Montag, dem 7. Februar 1955, unterzeichnete der Präsident W. White der Pittsburgh and Lake Erie Railroad Co. gemeinsam mit seinem Schatzmeister die Übergabe von 80 Inhaberaktien mit der Nummer 105527 im Nennwert von 50 US-Dollar seiner Gesellschaft zu Gunsten von Carl M. Loeb, der als Broker an der Wallstreet mit seinem Unternehmen gleichen Namens, das den Zusatz Rhoades & Co. trägt, in den letzten Jahren ein großes Vermögen durch seine Handelsaktivitäten angehäuft hatte. W. White konnte nicht wissen, dass Carl M. Loeb wenige Tage später sterben würde und dass die 80 Anteile an seinem Unternehmen bereits Ende des Jahres 1955 an Carls Sohn John übergehen würden.
Während W. White seinen Namenszug unter die Aktie schrieb, bevor sein Schatzmeister seinem Beispiel folgte, dachte er an die vergangene Nacht. Er hatte schlecht geschlafen, seine erfolgreiche, seit Jahren bestehende Firma stand nun vielleicht vor der Übernahme durch sich einmischende Investoren. Was hatten die Menschen im Unternehmen nicht alles geleistet! Die Gründung lag viele Jahrzehnte zurück, war 1875 erfolgt. Bereits vier Jahre später wurde die Eisenbahn-Strecke von Pittsburgh nach Youngstown eröffnet. In der Wettbewerbsschlacht mit der Pennsylvania Railroad, um den Auftrag für das zunehmende Transportvolumen der Stahlindustrie in Pittsburgh zu erhalten, wurden bereits 15 % der Anteile an Cornelius Vanderbilt, den Eigentümer der konkurrierenden New York Central Railroad, abgegeben. 1881 war weiteres Kapital notwendig, um den Bau einer Strecke nach Süden zur Erschließung von Kohleminen zu realisieren. Gemeinsam mit Vanderbilt hatte White eine neue Firma gebildet und diese mit seiner Unternehmung verschmolzen. 1889 übernahm Vanderbilt die vollständige Kontrolle mit seiner New York Central Railroad. 1900 wurde gemeinsam mit der Pennsylvania Railroad die Monongahela Railroad ins Leben gerufen, damit die Eisenbahnstrecke entlang des gleichnamigen Flusses gebaut werden konnte.
White wusste am 7. Februar 1955 ebenfalls nicht, dass dieses erfolgreiche Projekt in zehn Jahren – 1965 - dazu führen würde, dass er die New Yorker Anteile von Vanderbilt würde übernehmen können, bevor sie 1989 an Conrail weiterverkauft werden würden. Ebenso konnte er nicht ahnen, dass nach dem Tod seines Geschäftspartner Loeb dessen Sohn John L. das Unternehmen Loeb, Rhoades & Co so führen würde, dass sich mit diesem Nachfolger, durch schwierige Zeiten hindurch, einmal so weltbekannte Unternehmen wie American Express und auch Lehman Brothers, die erst im Jahr 2008 untergingen, entwickeln würden. John L. Loeb wurde unter anderem Governor der New York Stock Exchange und kontrollierte die Cuban Atlantic Sugar Company bis zur kubanischen Revolution.
Es entbehrt jeder Grundlage, zu vermuten, dass ich, tausende Kilometer entfernt, W. White in seiner unruhigen Nacht den Schlaf geraubt hätte, noch auch, dass mein Lebenslauf ähnlich grandiose Wendungen wie die Karrieren der erwähnten Männer nehmen werde. Nichts, aber auch gar nichts deutete auf etwas Derartiges hin, als ich frierend, schreiend und verschmiert in Bad Liebenstein um 19.35 Uhr zur Welt kam. Leicht habe ich es meiner Mutter nicht gemacht. Eine Portion Schuld ist ihr sicherlich zu zuschreiben. Sie konnte es einfach nicht lassen. Am Sonntag, es war 13.00 Uhr, in Thüringen wird immer um diese Zeit Mittag gegessen, gut fünf Stunden waren es, bevor die Hebamme Hildegard Panzner, eilig herbei gerufen, eintraf. Mutti, wie ich sie später nannte, hatte unbändigen Hunger. Sie musste unbedingt an diesem Sonntagmittag Schweinebraten und größere Mengen Thüringer Klöße essen, bis ihr schlecht wurde. Ich weiß nicht, ob sie damals in solchen Situationen, wie später üblich, einen klaren Schnaps getrunken hat, geholfen hätte es jedenfalls nicht. Ich musste mich quälen, durch diesen Gang, stundenlang – es waren sechsundzwanzig, wie Hildegard Panzner in ihrem Hebammen-Tagebuch notierte. Mein Bruder Thomas, der die Prozedur ein Jahr und fünfundzwanzig Tage später durchlebte, schaffte es in acht Stunden, dafür hatte er einen schiefen Hals, wog 3750 Gramm, war 53 cm lang, sein Kopfumfang betrug 36 cm. Ich konnte nur 3550 Gramm bei gleicher Länge und Kopfumfang auf die Waage bringen. Es hätte bei mir somit wesentlich schneller gehen müssen, theoretisch, es kann nur an den Thüringer Klößen gelegen haben. Es war ja sonst alles gleich. Nicht nur der Vater, auch der betreuende Arzt, Dr. Obmann. Warum man mich später Dickerchen nannte, erklärt sich aus diesem geringen Gewicht und den Ereignissen diesen Tages ebenfalls nicht.
Die Geschichte der Pittsburgher Eisenbahngesellschaft erklärt aber vielleicht mein Faible für diese Fahrzeuge. Eine Aktie, die W. White damals unterschrieb, bekam ich zu meinem fünfzigsten Geburtstag geschenkt, und ich habe sie gerade wieder an ihren Platz zurückgelegt. Friedrich Wassermann